Aris Sklavenitis – wir sprechen mit dem besten Sommelier Griechenlands

Der Sommelier Aris Sklavenitis gehört in der griechischen Weinszene zu den beliebtesten Weinexperten. 2016 wurde er als bester Sommelier Griechenlands ausgezeichnet und wird in zwei Jahren Griechenland im weltweiten Sommelier-Wettbewerb in Belgien vertreten. In Athen hat er Önologie studiert (WSET Level 3). Jung ist er, gerade mal 28 Jahre alt und überaus smart. Bescheiden ist er außerdem. Auch wenn er sehr umtriebig und erfolgreich ist, hält er den Ball gerne flach.

Wir haben uns zum Frühstück verabredet, um ihn „auszuhorchen“. Eigentlich wollten wir ja mit ihm zu Abend essen und ihm die Weinauswahl überlassen. Doch ein Frühstückstermin ließ sich viel leichter einrichten. Gut ein Jahr liegt seine Auszeichnung zum besten Sommelier Griechenlands zurück und der nächste Wettbewerb steht an: Ein guter Zeitpunkt für ein Interview fanden wir. Wir wollten wissen, was sich im letzten Jahr bei ihm getan hat.

Griechenlands bester Sommelier: Aris SklavenitisWie fühlt es sich an, im Finale zu stehen, mit zwei Gegnern und vor großem Publikum?
Lampenfieber, große Aufregung ... Auch nach vielen Präsentationen vor Publikum und trotz Vorbereitung bin ich immer aufgeregt. Alles muss sehr schnell gehen und ich darf keine Fehler machen.

Bereitest Du Dich gerade auf dem nächsten Wettbewerb Ende Januar vor?
Ja, aber nicht so intensiv, ich komme einfach nicht dazu. Die vielen Erfahrungen in diesem Jahr helfen mir sehr und ich kann mit dem Zeitdruck bei Meisterschaften besser umgehen.

Der Wettbewerb, den Du als bester Sommelier gewonnen hast, liegt ein Jahr zurück. Was hat sich verändert?
Ich telefoniere eindeutig häufiger und schreibe viel mehr Nachrichten als vorher. Meine Freizeit ist weniger geworden. Und ich nutze einen Kalender, muss mir Notizen machen, um nichts zu vergessen. Aber ich möchte nicht klagen, es hat sich viel Positives im letzten Jahr ergeben. Durch die Auszeichnung habe ich mehr Angebote und bin in einer sehr glücklichen Position, da meine Arbeit geschätzt wird. Und ich werde sogar erkannt. In einer Weinhandlung in Thessaloniki hat man sich sehr über meinen Besuch gefreut. Sogar bei einer größeren Metzgerei wurde ich beim Einkaufen angesprochen und sofort nach Empfehlungen gefragt. Zu Oinoscent, der Bar, in der ich gerade arbeite, kommt neues Publikum. Einfach, weil sie von mir gehört haben und wissen, dass ich dort zu finden bin.

Oinoscent Bar © Nikos Chrisikakis
Oinoscent Bar © Nikos Chrisikakis

Was machst Du, wenn Du nicht im Oinoscent arbeitest?
Ich schreibe für die griechische Wein-Zeitschrift Oinochoos und ich bin Botschafter des argentinischen Weinguts Krontiras. Daneben berate ich Unternehmen im Tourismusbereich und Hotels.

Erzähle uns doch von einer Essens-Wein-Kombination, die Du besonders gelungen fandest?
In London habe ich in einem Restaurant Stockfisch (Bacalhau, griechsich: Bakaliaros) mit karamellisiertem Blumenkohl, Rotkohl und einer Apfel-Maronen-Sauce gegessen. Dazu haben wir einen Chardonnay Quartz Stone, Glen Carlou aus Südafrika getrunken.

Und eine Weinbegleitung, die nach Lehrbuch nicht passt, die aber dennoch positiv überrascht?
Honigmelone mit Serrano-Schinken im portugiesischen Douro. Dazu haben wir einen weißen Portwein getrunken. Das hat mir sehr gut gefallen.

Wenn Du Riesling mit einer griechischen Rebsorte ersetzen müsstest. Welche wäre das?
Es gibt einfach keine Rebsorte in Griechenland, die alle Merkmale von Riesling aufweist. Die meisten Übereinstimmungen gibt es am ehesten bei Robola, die ebenfalls eine ausgeprägte Säure hat, Zitrusaromen und mineralische Noten im Alter.

Viele Deutsche stehen dem griechischen Wein skeptisch gegenüber, entweder da sie ihn nicht kennen oder weil sie ihn nicht schätzen. Was würdest Du ihnen sagen wollen?
Die Qualität der griechischen Weine hat sich enorm verbessert. Sie ist so hoch wie noch nie und unsere Weine können mit den internationalen Gewächsen mithalten. Wir haben eine große Zahl an heimischen Rebsorten, die vielseitige und spannende Weine hervorbringen.

Welchen griechischen Weinen wünschst Du mehr Bekanntheit im Ausland?
Allen Weinen aus autochthonen Rebsorten. Sie sind einzigartig und ein wirklich ein Genuss. Und welchen Wein sollten sich deutsche Urlauber auf keine Fall entgehen lassen? Unbedingt Assyrtiko, aber auch einen Malagouzia. Außerdem Agiorgitio und Xinomavro. Eigentlich alle heimischen Rebsorten. Ich kann mir gut vorstellen, dass das für viele eine angenehm überraschende Erfahrung sein wird.

Ein paar kurze Fragen zum Schluss:

Bevorzugte weiße griechische Rebsorte? Assyrtiko und Dafni mag ich sehr
Bevorzugte rote griechische Rebsorte? Xinomavro, aber auch Liatiko und Limniona
Bevorzugte weiße internationale Rebsorte? Riesling und danach Chardonnay
Bevorzugte rote internationale Rebsorte? Pinot Noir gefolgt von Grenache
Welche griechische Rebsorte ist im Aufwind? Assyrtiko natürlich!
Welche der weniger bekannten Rebsorten aus Griechenland überrascht? Vidiano
Deine liebste Weinlage in Griechenland? Santorini
Und außerhalb Griechenlands? Douro in Portugal
Ein griechischer Wein, der Dir als Erstes in den Sinn kommt? Assyrtiko Louros von Hatzidakis

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