Georgios Glinos - Der Food Trucker

Food Trucks sind ein mittlerweile bekanntes Phänomen. Und in Griechenland gehört Essen quasi zum Straßenbild dazu. Es gibt kaum eine Ecke, an der man nichts zum Essen auf die Hand findet. Georgios Glinos hat zwei Leidenschaften vereint und in Griechenland einen Food Truck gegründet. Aber nicht mit Gyros, Souflaki oder Bifteki, sondern mit anatolischen Gözleme. Wir wollten wissen warum.

Wann hast Du zum ersten Mal von Food Trucks gehört?
Ich bin schon immer viel gereist und habe dabei nach Street Food Ausschau gehalten und zwar dort, wo viele Menschen anstanden. Ich denke, dort ist es sicher und bestimmt lecker. In Europa sind Food Trucks ziemlich verbreitet, in Arabien gibt es Straßenstände mit Essen, in Syrien Imbissstände mit Säften. In den USA wiederum Hot-Dog-Stände und Bretzel. Auch in Mexiko und in Südasien traf ich auf Food Trucks. In Indien auf eine ältere Frau, die nur eine Speise zubereitete oder Früchte anbot. Ich kann nicht sagen, wann ich genau von Food Trucks gehört habe, gefühlt schon immer.

Wie kamst Du darauf, einen eigenen Food Truck in Griechenland zu betreiben?
Nach vielen Jahren in diversen Unternehmen war ich auf einmal arbeitslos. Bei Vorstellungsgesprächen hieß es, ich sei zu teuer und zu alt. Ich erkannte, dass ich mich umorientieren musste, auch wollte ich nicht mehr für jemand anders arbeiten. Da ich ein paar Ersparnisse hatte, habe ich mich nicht mehr beworben. An einem Sommerabend, an dem ich ziemlich schlechte Laune hatte, überredete mich meine ältere Schwester mit ihr ins Kino zu gehen. Wir sahen uns "Kiss the Cook" von Jon Favreau an. Der Film inspirierte mich und ich konnte mich mit dem Thema identifizieren. Ich beschloss, das zu tun, was ich wirklich liebe: Reisen und Kochen. Und ich habe mich an ähnliche Filme erinnert.

Warum bietest Gözleme an und was ist das genau?
Da ich beruflich viel mit Markenbildung, Marketing und Strategie zu tun hatte, habe ich mich, vielleicht sogar unbewusst, für ein neuartiges Angebot auf dem griechischen Markt entschieden. Auf der anderen Seite wollte ich etwas anbieten, was nicht zu fremd und exotisch für den griechischen Kunden ist. In meinem Wohnzimmer habe ich ein Foto meiner längsten Reise, einer Motorradtour rund um das Mittelmeer. Darüber habe ich sogar ein Buch geschrieben. Dieses Foto ist im Süden der Türkei im Haus eines Freundes aufgenommen worden und zeigt eine alte Frau die Gözleme zubereitet. Das brachte mich auf diese Idee. Gözleme gibt es auch in der griechischen Küche, und zwar bei den Ponten, die aus der Türkei fliehen mussten. Im Norden Griechenlands, wo sich viele Ponten niedergelassen haben, ist dieses Gericht bekannter als im Süden.

Gözleme sind von Hand ausgerollte Teigblätter, die in einer gusseisernen Pfanne auf Holz gebacken werden. Man nennt es Satsi. Die Gözleme werden mit verschiedenen Zutaten gefüllt. Wir haben uns entschieden, ausschließlich griechische Zutaten zu verwenden, die wir direkt vom Erzeuger in einer hervorragenden Qualität bekommen. Unser Hausrezept sind Gözleme mit rohen Kräutern, Feta vom Fass oder mit einem Käse aus Schafsmilch aus Mytilini. Außerdem Pastourma aus Rindfleisch oder Soutzouki (würzige Wurst) und Tomate oder Spiegelei. Wir entwickeln unsere Rezepte weiter und bieten auch süße Gözleme mit Nougat an, aber auch Gözleme mit Kichererbsen mit indischem Chana Masala, Sojageschnetzeltes oder Lahmacun.

Und wie reagieren Deine Kunden?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gesunde, schmackhafte und leichte Snacks sehr gefragt sind, unter der Woche, in der Mittagspause oder am Wochenende mit der Familie.

Was bietest Du außer Gözleme an und was gibt es zu trinken?
Es gibt jeden Tag eine Gemüsecremesuppe aus Biogemüse im Glas. Darüberhinaus bieten wir diverse gesunde Snacks wie Pasteli mit Honig (Sesam-Honig-Riegel), Chips aus Quinoa oder Linsen und bald auch hausgemachte Kartoffel- und Gemüse-Chips. Bei uns gibt es außer Wasser und Erfrischungsgetränken, Bio-Nissos-Bier aus Tinos und Säfte.

Wie bewährtest Du die Entwicklung des Street Food in Griechenland?
In Griechenland gibt es eine große Nachfrage nach besserem Street Food. Mit der Krise sind die Menschen wählerischer, sie essen dann auswärts, wenn es wirklich schmeckt und wenn sie es nicht selbst zubereiten können. Viele Kollegen bieten sogenanntes „Street Food“ in ihren Restaurants an oder nennen Souvlaki und Crepes einfach Street Food. Die Kunden wissen jedoch, was Street Food wirklich ist. Schließlich gibt es Internet, die meisten sind gereist und suchen authentisches Street Food. Leider sind die Regeln hier in Griechenland für mobile Imbisse ziemlich streng und kompliziert: Man muss dazu berechtigt sein, man darf nur einen Imbiss betreiben und darf keine Angestellten beschäftigen.

Und wie siehst Du die Zukunft für Food Trucks?
Leider können wir uns nicht frei auf der Straße bewegen. Ich bin selbst schon mit ziemlich hohen Strafen belegt worden. Unser Food Truck steht im Kulturzentrum Stavros Niarchos. Parallel betreiben wir einen zweiten Imbiss auf privaten Veranstaltungen, Festivals, Konzerten, Hochzeiten, Taufen und Firmenfeiern. Und wir haben mittlerweile einen stationären Konzeptstore, wo wir unsere Rezepte vorbereiten, neue Rezepte entwickeln und vieles mehr. Auch sprechen wir mit Franchisepartnern auf Zypern, Belgien und der Schweiz und suchen nach Mitarbeitern in Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Also los.

Was gefällt Dir an Deiner Arbeit?
Das ist einfach zu beantworten: Ich kann meine Zeit komplett frei einteilen. Ich habe mit vielen Menschen zu tun, Kunden, Lieferanten und Kollegen. Ich arbeite im Freien in einer Stadt mit 2771 Sonnenstunden im Jahr. Vor allem aber, den Gesichtsausdruck meiner Kunden nach dem ersten Bissen ihres Gözleme.

Wer wissen möchte, wo der Food Truck gerade steht, der schaut am besten auf der Facebook-Fanpage

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