Ostern – Kein gemeinsames Fest aller Christen

Das Osterfest ist gerade vorbei, da steht es schon wieder vor der Tür! Kann das denn sein? Die Antwort: Ja! Die orthodoxen Christen feiern nämlich an einem anderen Wochenende als die katholischen oder evangelischen Christen Ostern. Grund dafür sind die unterschiedlichen Kalender, nach denen die christlichen Glaubensgemeinschaften das Datum des Osterfestes berechnen. Doch wie wird das Osterdatum bestimmt? Ostern gehört zu den ältesten Festen der Christenheit. Jedes Jahr fällt es auf ein anderes Datum und zieht auch alle von diesem Datum abgeleiteten nachfolgenden Feiertage nach sich.

Datum des Osterfestes festgelegt

Welches ist aber das genaue Datum der Kreuzigung und Auferstehung Christi? Diese Frage ist so alt, wie die Kirche selbst. In den ersten Jahrhunderten gab es keine allgemein anerkannte Autorität, die den Ostertermin festlegte. Die erste einheitliche Regelung wurde 325 n.Chr. beim Konzil von Nicäa festgelegt: Laut Bibel ereignete sich die Auferstehung Jesu um das jüdische Pessachfest, das im Frühling stattfindet. So legte das Konzil fest, dass das christliche Osterfest immer am 1. Sonntag nach dem 1. Vollmond nach Frühlingsanfang gefeiert werden solle. Der Frühlingsanfang wurde auf den 21. März festgelegt. Fällt das Datum des Osterfestes jedoch am selben Wochenende wie das mehrtägige jüdische Pessachfest, muss das christliche – um inhaltliche Verwechselungen in der Bedeutung zu vermeiden –  erst eine Woche später gefeiert werden. Der Kalender, der dem Konzil zugrunde lag, war der julianische Kalender, den der römische Herrscher Gaius Julius Cäser (100 v.Chr.–44 v.Chr.) einführte.

Klingt wie eine einfache Lösung: Man schaut einfach in den Himmel und kann sehen, ob Vollmond ist oder nicht. Die Bischöfe des Konzils bestimmten jedoch, dass der Vollmondtag im Voraus nach bestimmten Regeln festgelegt werden sollte. Es entstand eine Tabelle, wann in welchem Jahr der erste Vollmond am oder nach dem 21. März auftauchen sollte. Diese Tabelle war jedoch zu ungenau, da sie nicht mit den tatsächlichen Vollmondtagen übereinstimmte.

Greek Family - Easter

Julianischer und gregorianischer Kalender

Dies war jedoch nicht das einzige Problem. Der julianische Kalender hatte einen Schönheitsfehler: Er ging davon aus, dass das Jahr aus 365 Tagen besteht: sieben Monate mit 31 Tagen, vier Monate mit 30 und ein Monat mit 28 Tagen. Tatsächlich dauert ein Jahr aber länger, genau 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden. Nach vier Jahren wird daraus ein ganzer Tag, der 29. Februar (Schaltjahr). Für die damalige Zeit war dies eine äußerst genaue Regel. Nach etwa 1600 Jahre addierte sich der Fehler des julianischen Kalenders jedoch auf 11 Tage auf. Dies veranlasste Papst Gregor XIII zu einer Kalenderreform: Er übersprang einfach die Tage im Kalender, so dass auf dem 4. der 15. Oktober 1582 folgte. Der gregorianische Kalender war geboren. Die Reform wurde in den katholischen Gebieten schnell umgesetzt, bei den protestantischen erfolgte dies erst im 18. Jahrhundert. Die orthodoxen Kirchen passten ihren Kalender durch einen eigenen orthodoxen Kalender an, der jedoch weiterhin dem julianischen folgte.

Getrennte Ostertermine weiterhin

Bei der Bestimmung des Ostertermins verhält es sich heutzutage wie folgt: Die Westkirchen folgen dem gregorianischen Kalender und den tatsächlichen Vollmondtagen und setzen als Termin für den Ostersonntag den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang fest. Die Ostkirchen halten auch heute noch am julianischen Kalender und an den alten Mondtabellen fest mit der Folge, dass der liturgische Vollmondtag später als der am Himmel zu beobachtende Vollmond eintritt.

Für die Ökumene stellt dies ein großes Problem dar: Christen glauben gemeinsam an Jesus Christus, feiern aber seine Kreuzigung und Auferstehung nicht gemeinsam. Im Laufe der Zeit gab es immer wieder Versuche, einen gemeinsamen Termin zu finden, was bis heute leider noch nicht gelungen ist. 

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